Kapitalbedarfsplanung – Das müssen Sie beachten
Die Gründung eines Unternehmens bedarf umfangreicher Vorüberlegungen – angefangen bei der Wahl der geeigneten Gesellschaftsform bis hin zur Kapitalbedarfsplanung und deren Umsetzung mit geeigneten Finanzierungsinstrumenten. Sie können den Gründungsprozess deutlich abkürzen, indem Sie eine Vorratsgesellschaft kaufen, die bereits ins Handelsregister eingetragen und qua derer Sie sofort handlungsfähig sind. Doch das Thema Kapitalbedarfsplanung spielt auch in diesem Fall die Hauptrolle – und das aus gutem Grund: Jedes Unternehmen benötigt Finanzmittel, bis es in der Lage ist, den Bedarf aus eigenen Erlösen zu decken. Wie Sie dabei vorgehen, wenn Sie einen zielführenden Kapitalbedarfsplan erstellen, das erfahren Sie im Folgenden.
Inhaltsverzeichnis:
- Die Kapitalbedarfsplanung – was ist das genau?
- Wie sollte die Kapitalbedarfsplanung erfolgen?
- Welche Bestandteile enthält eine Kapitalbedarfsplanung?
- Wie erstelle ich eine Kapitalbedarfsplanung?
- Vom Kapitalbedarfsplan zum Finanzierungsplan – so gehen Sie vor
- Zusammenfassung: Kapitalbedarfsplanung gestalten – Grundlage für den Unternehmenserfolg
Die Kapitalbedarfsplanung – was ist das genau?
Die Kapitalbedarfsplan Definition lässt sich so auf den Punkt bringen: In einer Kapitalbedarfsplanung werden alle finanziellen Bedürfnisse einer Unternehmung zusammengestellt, um auf diese Weise einen Gesamtkapitalbedarf ermitteln zu können. Sollte dieser die verfügbaren Eigenkapitalmittel übersteigen, muss zur Deckung des Bedarfs Fremdkapital aufgenommen werden. Die Differenz aus Gesamtkapitalbedarf und Eigenkapital ergibt somit den Fremdfinanzierungsbedarf.
Die entscheidende Bedeutung einer umfassenden und realistischen Kapitalbedarfsplanung für Unternehmensgründungen, aber auch für bestimmte unternehmerische Projekte liegt damit auf der Hand: Die Verwirklichung derartiger Pläne hängt nicht zuletzt von der Ausstattung mit Finanzmitteln ab. Insbesondere bei Unternehmensgründungen sollte die Kapitalbedarfsplanung nicht zu knapp erfolgen. Laufen die geplanten Geschäfte nicht wie erwartet an oder geschieht etwas Unvorhergesehenes, riskieren Sie nämlich Liquiditätsengpässe, die im Extremfall zum Scheitern des gesamten Vorhabens führen können.
Wie sollte die Kapitalbedarfsplanung erfolgen?
Um einen bedarfsgerechten Kapitalbedarfsplan gestalten zu können, sollten Sie zunächst alle relevanten Kosten zusammenstellen. Eine erste grobe Einteilung gibt dazu Orientierung. Befassen Sie sich also mit folgenden Kostenfaktoren:
- Gründungskosten
- Betriebliche Anlaufphase
- Lebenshaltungskosten
- Finanzierungskosten
Um eventuell auch staatlich geförderte Finanzierungsinstrumente nutzen zu können, sollten Sie diese Überlegungen schon weit im Vorfeld der eigentlichen Gründung und am besten im Rahmen eines Businessplans anstellen. Die Beantragung von Fördermitteln ist nämlich langwierig und muss vor Start des Vorhabens initiiert werden.
Welche Bestandteile enthält eine Kapitalbedarfsplanung?
Die Bestandteile eines Kapitalbedarfsplans sollen am folgenden Beispiel veranschaulicht werden:
1. Kosten für die Gründung
- Alternativ: Vorrats-GmbH oder Vorrats-UG kaufen
- Anmeldungen bzw. Genehmigungen
- Beratungen
2. Investitionen in das Anlagevermögen
- Immobilie
- Umbaumaßnahmen
- Maschinen und Geräte
- Betriebs- oder Ladeneinrichtung
- Kfz
- Mietkaution
- Puffer für Folgeinvestitionen
3. Investitionen ins Umlaufvermögen
- Erstes Material- und Warenlager
- Personalkosten
- Warenbestand
- Betriebsmittelbedarf für die Anlaufphase (Miete, Finanzierungskosten, Außenstände, Werbung etc.)
4. Unternehmergehalt
5. Gesamter Kapitalbedarf
Wie erstelle ich eine Kapitalbedarfsplanung?
Dieses Kapitalbedarfsplan Beispiel zeigt bereits auf, wie vielfältig die Recherchen und Überlegungen sind, die Sie im Vorfeld Ihrer Unternehmensgründung anstellen sollen. Gehen Sie am besten Schritt für Schritt vor:
Kapitalbedarf für die Gründung
Stellen Sie hier die Kosten zusammen, die für Beratungen, Gründung, Anmeldungen oder Genehmigungen anfallen. Entscheiden Sie sich dazu, eine Vorrats-UG oder Vorrats-GmbH zu kaufen, sparen Sie sich die Gründungskosten – und vor allem Zeit. Die dafür anfallenden Kosten planen Sie bitte hier ein.
Kapitalbedarf für die Anlaufphase
Nun stellen Sie alle Positionen zusammen, die zum Unternehmensstart notwendig sind. Dabei unterscheiden Sie bitte nach Anlagevermögen und Umlaufvermögen:
A) Das Anlagevermögen umfasst Sachinvestitionen, die das Unternehmen langfristig nutzen kann. Die relevanten Anschaffungskosten können Sie anhand verschiedener Angebote, die Sie detailliert vergleich ermitteln. In diesen Bereich fallen Grundstücke und Gebäude, Maschinen und Geräte, Lizenzen, Fahrzeuge und die Betriebseinrichtung.
B) Das notwendige Umlaufvermögen ist hingegen schwieriger zu ermitteln. Allerdings ist es wichtig, hier so genau wie möglich vorzugehen. Hierzu zählen über den erste Waren- und Materialbestand hinaus vor allem die Betriebskosten, die Sie in der Anlaufphase zu bewältigen haben, also der tägliche Aufwand an Material, Löhnen, Finanzierungs- und anderen laufenden Kosten, die sich auf die jeweilige Produktions- und Lagerdauer sowie den mit den Kunden vereinbarten Zahlungsmodalitäten beziehen. Abhängig von der Branche fällt außerdem ein Warenbestand an, bei dessen Ermittlung Sie sich auf Branchenwerte beziehen können. Das vorzufinanzierende Umlaufvermögen soll in der Perspektive durch Ihre Umsätze finanziert werden. Erfahrungsgemäß werden Sie aber in den ersten Monaten eine Unterdeckung realisieren, die mit einer umsichtigen Kapitalbedarfsplanung auszugleichen ist. Planen Sie wenigstens vier bis sechs Monate als Vorlaufzeit ein – natürlich sind hier die durchschnittlichen Werte Ihrer konkreten Branche relevant.
Kapitalbedarf für Ihre Lebenshaltungskosten
Diese Position ist nicht zu unterschätzen, denn Sie müssen mit Ihrem Unternehmen ausreichend verdienen. Um in der Gründungsphase die Kapitalbedarfsplanung nicht mit überzogenen Forderungen unnötig auszudehnen, sollten Sie Ihre monatlichen Fixkosten und die Ausgaben für den privaten Lebensunterhalt auflisten. Bedenken Sie bei der Kapitalbedarfsplanung aber auch, Unvorhergesehenes mit einzuplanen – Banken und Investoren schätzen realistische Zahlen. Ihre monatlichen Kosten dienen dann als Orientierungsgröße für Ihr Unternehmergehalt. Entscheiden Sie sich für UG oder GmbH fließen diese Kosten letztendlich in die Personalkosten ein.
Vom Kapitalbedarfsplan zum Finanzierungsplan – so gehen Sie vor
Wenn Sie umsichtig den Kapitalbedarfsplan erstellen und einen genauen Überblick dazu haben, wie hoch Ihr Finanzbedarf für Gründung und die Anlaufphase ist, folgt der nächste Schritt: Sie ermitteln die Differenz zwischen Kapitalbedarfsplan und Eigenkapital, um auf dieser Grundlage aus dem Kapitalbedarfsplan einen realistischen Finanzierungsplan zu entwickeln. Dabei sind einige Punkte zu bedenken:
Kosten für Gründung, Investitionen und Anlaufphase werden regelmäßig mit einer Kombination aus Eigenkapital und Krediten bestritten – hier kommen Förder- und Bankkredite in Frage. Die dafür aufzubringenden Tilgungsraten und Zinsen fließen wiederum in die Kapitalbedarfsplanung unter dem Punkt Umlaufvermögen ein. Vermerken Sie genau, welche Mittel Sie zur Finanzierung der Startphase einsetzen.
Laufende Betriebskosten inklusive Ihres Unternehmergehaltes sollten nach der Anlaufphase aus den Einnahmen bestritten werden. Ob und wann Ihr Unternehmen dies schafft, sollten Sie in der Rentabilitätsvorschau, die ebenfalls zum Businessplan gehört, kalkulieren.
Darüber hinaus zeigt Ihnen eine detaillierte Liquiditätsvorschau auf, wann es zu finanziellen Engpässen kommen könnte. Sie können dann geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.
Zusammenfassung: Kapitalbedarfsplanung gestalten – Grundlage für den Unternehmenserfolg
Wie schon die Kapitalbedarfsplan Definition besagt, sollen hier alle für die Anlaufphase relevanten Kosten erfasst werden, um ein geeignetes Finanzierungskonzept erstellen zu können. Wenn Sie den Kapitalbedarfsplan gestalten, gehen Sie also umsichtig vor – berücksichtigen Sie in Ihrer Kapitalbedarfsplanung ausreichend Reserven. So vermeiden Sie von vornherein Zahlungsengpässe, die vor allem in der Startphase fatale Folgen nach sich ziehen können.
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